Klimaneutral bis 2045
Die Wärmewende. Kein Sprint, sondern ein gemeinsamer Marathon.
Diese Herausforderung ist nur in kooperativer Zusammenarbeit zwischen Kommune, Stadtwerk und Netzbetreiber realisierbar.
Deutschland strebt an, bis 2045 klimaneutral zu werden. Derzeit verursacht die Wärmeversorgung über die Hälfte des Endenergieverbrauchs und somit einen wesentlichen Teil der Treibhausgasemissionen im Land. Im Gebäudebereich wird Wärme überwiegend aus fossilen Energiequellen wie Erdgas und Öl gewonnen. Dies führt nicht nur zu einer Abhängigkeit von anderen Ländern, sondern wird auch langfristig unerschwinglich.
Kommunen, Stadtwerke, Unternehmen und Gebäudeeigentümer benötigen klare Richtlinien für ihre Investitionsentscheidungen. Frühzeitige Entscheidungen führen zu kostengünstigerer zukünftiger Energieversorgung. Die Wärmeplanung soll dabei helfen, vor Ort verfügbare und wirtschaftliche Wärmeversorgungsarten zu identifizieren und die Planungssicherheit zu erhöhen. Das Wärmeplanungsgesetz bietet hierfür einen bundesweit einheitlichen Rahmen zur Dekarbonisierung der Wärmenetze.
Kommunale Wärmeplanung
Die kommunale Wärmeplanung ist ein zentraler Baustein für eine nachhaltige und effiziente Wärmeversorgung.
Bis 2028 müssen Kommunen laut Wärmeplanungsgesetz („Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze“.) umfassende Pläne zur Wärmewende vorlegen, die den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Das Gesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze wurde am 17. November 2023 vom Deutschen Bundestag beschlossen und trat am 1. Januar 2024 in Kraft.“) Dieses Gesetz unterstreicht die Dringlichkeit der Wärmewende und stellt sicher, dass jede Gemeinde ihren Beitrag zur Reduktion von Treibhausgasemissionen im Wärmesektor leistet. Es bietet zudem rechtliche und finanzielle Rahmenbedingungen, um die Umsetzung der Wärmeplanung effektiv zu gestalten.
Die kommunale Wärmeplanung im Detail
In Deutschland existieren über 20 Millionen Wohngebäude sowie zahlreiche Gebäude, die von Industrie- und Dienstleistungsunternehmen genutzt werden. Der Wärmebedarf beläuft sich laut über 800 Terawattstunden pro Jahr. Eine erfolgreiche Energiewende ist daher nur möglich, wenn neben dem Stromsektor auch der Wärmesektor dekarbonisiert wird, also fossile Energieträger durch klimafreundlichere Alternativen ersetzt werden. Hierbei spielt die kommunale Wärmeplanung eine zentrale Rolle, um einen klimaneutralen Gebäudesektor zu erreichen. Die Hauptbestandteile lassen sich wie folgt darstellen:
1. Analyse des Bestands
Der erste Schritt der kommunalen Wärmeplanung ist die Analyse des aktuellen energetischen Zustands der Stadt. Dabei werden umfangreiche Daten gesammelt und ausgewertet, um den gegenwärtigen Zustand zu verstehen und Bereiche mit Handlungsbedarf zu identifizieren. Neben Energiedaten sind auch geplante Infrastrukturmaßnahmen, wie Neubauten oder Erweiterungen, von Bedeutung.
2. Potenzialanalyse
Anschließend werden die lokalen Potenziale für die Nutzung von Abwärme und erneuerbaren Energien detailliert untersucht. Dies umfasst Solarthermie, Photovoltaik, Umweltwärme, Geothermie in verschiedenen Tiefen, Bioenergie sowie Abwärme aus Industrie, Gewerbe und Abwasser.
3. Ziel-Szenarien
Im nächsten Schritt wird ein Szenario für eine klimaneutrale Wärmeversorgung entwickelt. Dieses Szenario wird dargestellt, mit den zentralen Interessengruppen diskutiert und gemeinsam optimiert. Dabei wird die Versorgungsstruktur räumlich aufgelöst dargestellt, um Fragen wie den Wärmebedarf und die klimaneutrale Erzeugung von Wärme zu klären und notwendige Anpassungen zu identifizieren.
4. Strategie für die Wärmewende
Zum Abschluss werden gezielte Maßnahmen entwickelt, um die Wärmewende voranzutreiben. Prioritäten werden gesetzt und ein detaillierter Zeitplan erstellt. Die Wärmewendestrategie dient als Brücke zwischen der Planungsphase und der praktischen Umsetzung der Projekte.Anschließend werden die lokalen Potenziale für die Nutzung von Abwärme und erneuerbaren Energien detailliert untersucht. Dies umfasst Solarthermie, Photovoltaik, Umweltwärme, Geothermie in verschiedenen Tiefen, Bioenergie sowie Abwärme aus Industrie, Gewerbe und Abwasser.
Kommunale Wärmeplanung aus der Stadtwerke-Perspektive – ein Video-Interview
Dr. Heiko Schell, Geschäftsführer der Stadtwerke Wülfrath und Michael Scheidtmann, Geschäftsführer der Stadtwerke Heiligenhaus im Gespräch. Vor welchen strategischen Herausforderungen bezüglich der künftigen Ausrichtung stehen Kommunen und Stadtwerke? Was sind mögliche Zielkonflikte der beiden Player? Das Interview führte Mario Dohr, Geschäftsführer der ISI Management Consulting GmbH.
Netztransformation
Netztransformation bei Stadtwerken und Netzbetreibern – Herausforderungen und Chancen im Kontext der kommunalen Wärmeplanung. Die Netztransformation bei Stadtwerken und Netzbetreibern stellt einen entscheidenden Schritt dar, um den Anforderungen der Kommunalen Wärmeplanung und des neuen Wärmeplanungsgesetzes gerecht zu werden. Diese Transformation ist von zentraler Bedeutung für die Umstellung auf eine nachhaltige Wärmeversorgung und die Reduktion von CO2-Emissionen in Städten und Kommunen.
Modernisierung der Infrastruktur
Die Netztransformation bei Stadtwerken und Netzbetreibern steht vor mehreren zentralen Herausforderungen. Eine der wichtigsten Aufgaben ist die Modernisierung der bestehenden Netzinfrastruktur, um den Anforderungen einer klimaneutralen Wärmeversorgung gerecht zu werden. Dies umfasst die Aktualisierung und Erneuerung von Verteilnetzen und Wärmenetzen, um diese effizienter und nachhaltiger zu gestalten.
Integration erneuerbarer Energien
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf der Integration erneuerbarer Energien wie Solarthermie, Geothermie und Biomasse in die bestehenden Netzwerke. Diese Integration erfordert oft Anpassungen an den Betriebsabläufen und eine sichere Einbindung der dezentralen Energiequellen.
Flexibilisierung und Digitalisierung
Zudem spielt die Flexibilisierung und Digitalisierung der Netze eine entscheidende Rolle. Durch den Einsatz digitaler Technologien können Stadtwerke die Netze flexibler steuern und Überlastungen vermeiden. Dies ist besonders wichtig, um Schwankungen in der Energieerzeugung und -nachfrage effizient auszugleichen und die Netzstabilität zu gewährleisten.
Netzoptimierung und Lastmanagement
Ein weiteres zentrales Thema ist die Netzoptimierung und das Lastmanagement. Durch eine optimierte Netzinfrastruktur und intelligentes Lastmanagement können Stadtwerke die Energieeffizienz steigern und eine effiziente Verteilung der Wärmeenergie sicherstellen.
Netzerweiterung und Kapazitätsausbau
Neben der Optimierung bestehender Netze ist auch der Ausbau der Netzkapazitäten ein wichtiger Schritt. Besonders in wachsenden Stadtgebieten und bei der Erschließung neuer Wohn- und Gewerbegebiete müssen die Netzkapazitäten angepasst und erweitert werden, um den steigenden Energiebedarf zu decken und eine zuverlässige Versorgung zu gewährleisten.
Chancen der Netztransformation
Hinweis:
Die erfolgreiche Durchführung der Netztransformation erfordert eine enge Zusammenarbeit zwischen Stadtwerken, Kommunen, Energieversorgern und anderen relevanten Akteuren. Sie bildet eine grundlegende Säule für eine zukunftsfähige und nachhaltige Wärmeversorgung in Städten und Kommunen, die den Herausforderungen des Klimawandels und der Energiewende entsprechen kann.
Förderung
Mit dem Inkrafttreten des Wärmeplanungsgesetzes am 1. Januar 2024 endete die Förderung von Wärmeplänen im Rahmen der Kommunalrichtlinie bereits zum Jahresende 2023. Um die erstmalige Erstellung von Wärmeplänen zu unterstützen, stellt der Bund den Ländern von 2024 bis 2028 insgesamt 500 Millionen Euro zur Verfügung. Diese finanziellen Mittel fließen über einen erhöhten Umsatzsteueranteil der Länder in deren Haushalte. Ermöglicht wird dies durch eine Änderung des Finanzausgleichsgesetzes (FAG), die im Laufe des Jahres 2024 in Kraft treten wird.
Aktuell wird Wärmeplanung auch durch verschiedene Regularien und Förderprogramme sowohl auf Bundes- als auch auf Landesebene unterstützt.
Bundesebene
Auf Bundesebene ist die Kommunale Wärmeplanung Teil der nationalen Klimaschutzstrategie. Wichtige Förderprogramme und Regularien umfassen:
- Klimaschutzgesetz (KSG): Das KSG setzt bundesweite Klimaschutzziele, die auch Auswirkungen auf die Wärmeplanung haben.
- Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG): Diese Förderprogramme unterstützen energetische Sanierungen und den Einsatz erneuerbarer Energien, was auch für die Wärmeplanung relevant ist.
- Nationale Klimaschutzinitiative (NKI): Diese Initiative fördert verschiedene Projekte zur Minderung der Treibhausgasemissionen, einschließlich der Wärmeplanung auf kommunaler Ebene.
- Gesetz zur Einsparung von Energie und zur Nutzung erneuerbarer Energien zur Wärme- und Kälteversorgung in Gebäuden (Gebäudeenergiegesetz, GEG): Das GEG setzt Standards für die Energieeffizienz von Gebäuden und fördert die Nutzung erneuerbarer Energien.
Landesebene
Die konkrete Umsetzung der kommunalen Wärmeplanung variiert je nach Bundesland, da die Länder eigene Programme und Regularien entwickeln können. Hierzu eine Übersicht (Stand Juni 2024):
Zusammengefasst
Die Kommunale Wärmeplanung wird in Deutschland durch eine Kombination aus bundesweiten und landesspezifischen Regularien und Förderprogrammen unterstützt. Während auf Bundesebene übergeordnete Ziele und Förderprogramme definiert werden, entwickeln die Bundesländer eigene Strategien und Programme, um den lokalen Gegebenheiten gerecht zu werden. Daher gibt es regionale Unterschiede in der Art und Weise, wie die kommunale Wärmeplanung gefördert und umgesetzt wird.
Enerlabs unterstützt
Wie aus der derzeitigen Fördersituation deutlich wird, variiert die Förderung in Deutschland der kommunalen Wärmeplanung je nach Bundesland erheblich. Während einige Länder umfassende Förderprogramme und gesetzliche Verpflichtungen zur Wärmeplanung haben, sind die Mittel in anderen Regionen begrenzter. Wenn Ihre Kommune die e:suite von Enerlabs zur Erstellung der kommunalen Wärmeplanung nutzen möchte, jedoch die finanziellen Mittel dafür nicht oder nur unzureichend gefördert werden, können wir Ihnen helfen. Wir bieten flexible Lizenzmodelle an, die eine Nutzung der e:suite in Kombination mit Ihrem lokalen Stadtwerk oder Netzbetreiber ermöglichen. Kontaktieren Sie uns, um gemeinsam eine passende Lösung zu finden, die Ihren finanziellen Rahmen als Kommune berücksichtigt und Ihre Wärmeplanung unterstützt.